Irak in 2018

Nach Jahren der Belagerung ist der Irak heute vom Terror des IS befreit. Doch das Land steht noch unter Schockstarre. Die vom IS befreiten Gebiete sind fast völlig zerstört, es herrschen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang. Wie in Syrien, so sind auch hier Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen

Desaströs ist auch die Lage für die Christen im Land. Schätzungen gehen davon aus, dass derzeit nur noch höchstens 250.000 Christen im Irak
leben. Tausende wurden getötet, Hundertausende sind während der Kriegsjahre geflüchtet. Wir unterstützen die Ortskirche, wo wir nur können. So ist die Beteiligung von ACN am Wiederaufbau der christlichen Siedlungen in der Ninive-Ebene unser größtes Hilfsprojekt der letzten Jahrzehnte.

A man and a child in Batnaya, a town that has also suffered extensive war damage.
Ein Mann und ein Kind in Batnaya, einem Ort, der ebenfalls von vielen Kriegsschäden gezeichnet ist.

» Wir sind glücklich über jeden Christen, der in den Irak zurückkehrt. «

Die humanitäre Krise im Irak ist auch nach der Befreiung vom IS überall im Land spürbar. Derzeit sind rund 6,7 Millionen Menschen in irgendeiner Form von Hilfe aus dem Ausland abhängig, darunter 3,3 Millionen Kinder. Der chaldäische Patriarch Louis Raphael I Sako von Bagdad erklärte uns, in welchen Bereichen der Irak nach wie vor dringend Hilfe benötigt: „Bildung, politische Unterstützung, Sicherheit in den befreiten Gebieten, humanitäre Hilfe sowie die Bekämpfung von Fundamentalismus und Terrorismus. Davon hängt die Stabilität dieses Staates ab. Und von der Stabilität hängt ab, ob die Menschen bleiben oder fliehen.”

Reconstruction in Tesqopa.
Wiederaufbau in Teleskof.

» Der Wiederaufbau in der Nivine-Ebene gibt Tausenden Christen wieder eine Heimat. «

ACN konzentriert sich im Irak vor allem auf Aufgaben, die andere Hilfsorganisa- tionen nicht abdecken. Zum Beispiel den Wiederaufbau von Kirchen und kirchlichen Einrichtungen, Klöstern, Schulen, Kindergärten, Pfarrhäusern und Pfarrzentren.

Thanks in part to ACN, this family in Qaraqosh was able to return to its home town.
Familie in Karakosch, die dank ACN wieder in ihre Heimatstadt zurückkehren konnte.

Ferner unterstützt ACN aktiv den pastoralen Einsatz von Geistlichen und Ordensleuten, etwa durch Mess-Stipendien und Existenzhilfe.

» Von 19.452 Familien sind bis März 2019 bereits 9.119 in die Ninive-Ebene zurückgekehrt. «

Das Schicksal der Christen in der Ninive-Ebene hat uns in den letzten Jahren besonders beschäftigt. IS-Rebellen setzten in den Siedlungen der Christen nicht nur die Häuser in Brand, sondern zerstörten auch weitgehend die Lebensgrundlage der Menschen, indem sie ihre Obstbäume fällten und Felder verwüsteten. Aber der Hass der „Gotteskrieger“ richtete sich auch gegen Kirchen als sichtbares Zeichen christlichen Glaubens. Die meisten Christen flohen in Nachbarregionen, wo sie als Binnenflüchtlinge ausharrten. ACN unterstützte in den vergangenen Jahren bereits fast 100.000 von ihnen regelmäßig mit Nahrung und Notunterkünften.

Holy Mass at St. George’s Church in Tesqopa.
Heilige Messe in der St. George Kirche in Teleskof.

Darüber hinaus haben wir zusammen mit der syrisch-katholischen, syrisch-orthodoxen und chaldäisch-katholischen Kirche das “Ninive-Wiederaufbau-Komitee” ins Leben gerufen. Das ehrgeizige Wiederaufbauprogramm hat sich das Ziel gesetzt, die geflüchteten Christen zur Rückkehr in die Ninive-Ebene zu bewegen.

Displaced Christians in Kirkuk receiving food supplies.
Vertriebene Christen in Kirkuk bei der Versorgung mit Lebensmitteln.

Das Projekt entwickelte sich zum Erfolgsmodell. Bisher sind mehr als die Hälfte der Christen in ihre alte Heimat zurückgekehrt. Mithilfe von ACN und anderen Hilfswerken sowie mit der Unterstützung staatlicher Stellen aus Deutschland, Ungarn, Österreich, Polen und den USA wurden bereits 5.761 Häuser und Wohnungen in der Ninive-Ebene renoviert. Allein 2018 haben über 9.100 Familien dort wieder ein neues Zuhause gefunden.

600 Christian refugees have been receiving support and shelter from the Church for six years.
600 Christian refugees have been receiving support and shelter from the Church for six years.

Über das Ninive-Wiederaufbau-Komitee hat ACN drei Zuschüsse in Höhe von insgesamt 6,16 Millionen Euro für den Wiederaufbau in der Ninive-Ebene zur Verfügung gestellt. Und das Projekt geht weiter: 14.035 Wohnhäuser, hunderte von Kirchen und Gemeindezentren, Schulen und Ambulanzstationen stehen auf dem größten Wiederaufbauprogramm, das die Region je gesehen hat.

Karakosch erwacht zu neuem Leben

Karakosch war vor der Invasion des IS die größte christliche Stadt im Irak. 2014 wurde der Ort in der Ninive-Ebene von IS Rebellen besetzt und weitgehend zerstört. Es war ein Ort des Todes. Dank der von ACN unterstützten Wiederaufbaumaßnahmen in der Ninive-Ebene pulsiert in
Karakosch nach vier Jahren wieder christliches Leben. 2018 konnten bereits 377 Jungen und Mädchen ihre Erstkommunion feiern. Sie gehören zu Familien, die 2014 vor den Islamisten geflohen sind und in den vergangenen zwei Jahren zurückkehren konnten.

Optimale Bedarfsermittlung dank digitaler Verwaltungsplattform

Um ein Hilfsprojekt wie das Ninive-Wiederaufbau-Programm zu stemmen, bedarf es einer perfekten Organisation und Qualitätssicherung zwischen den Förderpartnern. Dank einer digitalen Plattform zur Verwaltung der Wohnungsbauprojekte wurde ein umfassender Datenpool der beteiligten
Hilfswerke geschaffen, der den Bedarf genauer erfasst und für die konkrete Hilfe vor Ort präzisiert. Die Ergebnisse des Audits bestätigen das hohe Qualitätsniveau in der Verwaltung des Wiederaufbau-Komitees im Hinblick auf Rechenschaftspflicht, Transparenz und Berichterstattung.